„Unsere Onkologiepipeline in der späten Entwicklungsphase hat das Potenzial, das Leben von Patienten nachhaltig zu verbessern. Wir sind hochmotiviert, wirksamere und sicherere Therapien für einige der am schwierigsten zu behandelnden Blutkrebsarten zu entwickeln und zu vermarkten.“

Dr. Jean-Paul Kress, Vorstandsvorsitzender

Liebe Aktionäre,

unser Ziel bei MorphoSys ist es, Patienten ein besseres Leben zu ermöglichen, indem wir den Krankheitsverlauf bei Blutkrebs verändern.

Im Jahr 2022 haben wir durch unsere zulassungsrelevanten Studien, insbesondere die Phase 3-Studie mit Pelabresib bei Myelofibrose, einen großen Schritt beim Erreichen dieses Ziels gemacht. Diese Entwicklung wird 2023 an Dynamik gewinnen, da wir unseren Fokus auf weitere Fortschritte in unseren Phase 3-Studien legen und uns dem Punkt nähern, an dem diese Studien potenziell zur Wertsteigerung des Unternehmens beitragen.

Pelabresib – mögliche Verbesserung des Behandlungsstandards bei Myelofibrose

Pelabresib, unser BET-Inhibitor in der späten klinischen Entwicklung, wird in der Phase 3-Studie MANIFEST-2 in Kombination mit Ruxolitinib als Erstlinienbehandlung bei Patienten mit Myelofibrose untersucht. Die jüngsten Ergebnisse der Phase 2 deuten darauf hin, dass Pelabresib ein großes Potenzial hat, die Standardtherapie für diese belastende Krankheit zu verbessern.

Myelofibrose ist eine schwer zu behandelnde Form von Blutkrebs, die durch die Bildung von Narbengewebe im Knochenmark, eine vergrößerte Milz und schwere Blutarmut gekennzeichnet ist und die häufig eine Bluttransfusion erforderlich macht. Patienten mit Myelofibrose leiden unter einer Vielzahl von Symptomen, darunter Müdigkeit, ein erhöhtes Blutungsrisiko und starke Schmerzen, die durch die vergrößerte Milz verursacht werden. Dies führt zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität. Leider erreichen nur etwa die Hälfte der Myelofibrose-Patienten mit den aktuell verfügbaren Therapien eine angemessene Symptomlinderung und bei vielen lässt diese mit der Zeit nach. Diese Patienten haben mehr verdient.

Im Jahr 2022 haben wir klinische Daten einer Untergruppe von Myelofibrose-Patienten aus unserer laufenden Phase 2-Studie MANIFEST präsentiert, die zuvor nicht mit JAK-Inhibitoren behandelt worden waren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Pelabresib plus Ruxolitinib eine anhaltende Verringerung des Milzvolumens und des Schweregrads der Symptome über 24 Wochen hinaus bewirken kann. Wir haben zudem erste Forschungsdaten vorgestellt, die einen Zusammenhang zwischen Biomarkern und der potenziell krankheitsmodifizierenden Wirkung von Pelabresib zeigen. Diese neuen Daten bezüglich des Potenzials von Pelabresib aus der MANIFEST-Studie haben in der Ärzteschaft große Begeisterung gefunden.

Die bisherigen Daten untermauern unser großes Vertrauen in Pelabresib und die Phase 3-Studie MANIFEST-2. Im Jahr 2023 werden wir der Erforschung des Potenzials von Pelabresib durch die MANIFEST-2-Studie weiterhin eine hohe Priorität einräumen und freuen uns darauf, Anfang 2024 die Topline-Ergebnisse aus dieser Studie zu veröffentlichen.

Monjuvi® (Tafasitamab-cxix) – Ausweitung auf neue Bereiche mit hohem Patientenbedarf

Wir informieren die medizinische Fachwelt kontinuierlich über die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil von Monjuvi (Tafasitamab-cxix) als Zweitlinienbehandlung für geeignete Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffusem großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL). Monjuvi deckt in diesem Bereich einen wichtigen Patientenbedarf ab und hat trotz zunehmender Konkurrenz einen erheblichen Marktanteil erreicht. Im März 2022 aktualisierte das US-amerikanische National Comprehensive Cancer Network seine Richtlinien und stufte Monjuvi als „bevorzugte Behandlungsmethode“ für die Zweitlinientherapie bei Patienten mit DLBCL ein, die nicht für eine Transplantation in Frage kommen. Im vergangenen Jahr haben wir zudem neue Langzeitdaten von Patienten aus der L-MIND-Studie präsentiert, die seit mindestens zwei Jahren behandelt werden, darunter sechs Patienten, die seit fünf oder mehr Jahren behandelt werden. Diese Daten deuten auf ein dauerhaftes Ansprechen hin und unterstreichen den dringenden Bedarf der Patienten, den Monjuvi als einzige zielgerichtete ambulante Immuntherapie in der Zweitlinienbehandlung von DLBCL abdeckt.

Wir glauben, dass das größte Potenzial von Tafasitamab noch vor uns liegt. Über die derzeit zugelassene Indikation hinaus untersuchen wir Tafasitamab in zwei Phase 3-Studien bei Patienten mit neu diagnostiziertem DLBCL (frontMIND) und bei Patienten mit indolenten Lymphomen (inMIND).

Etwa 50 % der DLBCL-Patienten mit mittlerem bis hohem Risiko sprechen auf die Standard-Erstlinientherapie (R-CHOP) nicht an. Die Prognose für Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Erkrankung ist sehr ungünstig. Wir untersuchen das therapeutische Potenzial der Kombination von Tafasitamab und Lenalidomid als Ergänzung zu R-CHOP, um die Heilungsrate bei DLBCL in der Erstlinienbehandlung zu erhöhen und mehr Patienten vor einem Rückfall zu bewahren.

Tulmimetostat (CPI-0209) – Erbringen des Wirksamkeitsnachweises

Eine abnorme EZH2-Funktion wird auf verschiedene Weise mit Krebs in Verbindung gebracht. Dies kann dazu führen, dass Tumore gegen eine Krebsbehandlung resistenter werden. Tulmimetostat ist ein selektiver dualer EZH2- und EZH1-Inhibitor der zweiten Generation in der klinischen Erprobung, der darauf ausgelegt ist, EZH2-Inhibitoren der ersten Generation durch eine höhere Wirksamkeit, eine längere Verweildauer am Zielort und eine längere Halbwertszeit zu verbessern. Mit der Veröffentlichung erster Daten im Jahr 2022 sind unsere Erwartungen an diesen Wirkstoff gestiegen. Die ersten Daten aus einer Phase 1/2-Korbstudie zeigten ermutigende Ansprechraten bei der Monotherapie mit Tulmimetostat bei Patienten, die zuvor bereits mehrere Therapien erhalten hatten. Diese vorläufigen Ergebnisse sind vielversprechend, und wir sind gespannt auf weitere Erkenntnisse aus dem Fortschreiten der Studie.

Starke Finanzposition in Kombination mit strategischem Fokus auf die Onkologiepipeline

Durch aktives Kostenmanagement und die Aufnahme zusätzlicher Mittel aus einer zuvor ausgehandelten Entwicklungsfinanzierungsanleihe von Royalty Pharma haben wir unsere Finanzposition im Jahr 2022 weiter gestärkt. Dies gibt uns zusätzliche Flexibilität beim Vorantreiben unserer klinischen Programme. Darüber hinaus haben wir Felzartamab und MOR210, zwei vielversprechende Produktkandidaten, die nicht in unserem Schwerpunktbereich liegen, an HI-Bio auslizenziert. Damit können wir uns nun ausschließlich auf unsere Onkologiepipeline in der mittleren bis späten Phase der Entwicklung konzentrieren.

Ebenfalls im Jahr 2022 sind mit Ianalumab, Abelacimab und Setrusumab drei Partnerprogramme in Zulassungsstudien eingetreten. Im Gegensatz dazu haben zwei unserer Lizenzpartner die Entwicklung von Otilimab bei rheumatoider Arthritis und von Gantenerumab bei früher Alzheimer-Erkrankung nach negativen Ergebnissen in späten klinischen Studien eingestellt. MorphoSys hatte zuvor den Großteil der künftigen Tantiemen für diese beiden Wirkstoffe im Einklang mit seiner Strategie, die Abhängigkeit von Partnerprogrammen zu verringern, veräußert.

Danke für Ihre Unterstützung – wir haben vielversprechende Zukunftsperspektiven

2022 war ein schwieriges Jahr mit geopolitischen Spannungen, hoher Inflation, steigenden Zinsen sowie einem erhöhten Maß an Marktvolatilität. Infolgedessen waren Investoren zurückhaltender denn je.

MorphoSys konnte sich diesem globalen Umfeld nicht entziehen und sah sich zudem eigenen Herausforderungen ausgesetzt. Wir bei MorphoSys haben einen klaren strategischen Fokus und verfügen über ein sehr erfahrenes Team, um diesen Fokus erfolgreich umzusetzen. Wir bleiben unserem Ziel treu, für Krebspatienten wirksamere und sicherere neuartige Therapien zu entwickeln und zu vermarkten.

Unsere wichtige Arbeit wäre ohne unsere Mitarbeiter nicht möglich, und ich möchte ihnen für ihr Engagement und ihren Einsatz meinen Dank aussprechen. Ich möchte auch Dr. Malte Peters, der im Herbst 2022 als Chief Research and Development Officer in den Ruhestand ging, für seinen Beitrag zu MorphoSys danken. Ich freue mich sehr, dass Dr. Tim Demuth die Leitung der F&E-Abteilung übernommen hat. Er verfügt über umfassende Führungserfahrung in der Arzneimittelentwicklung und große wissenschaftliche Expertise auf dem Gebiet der Onkologie.

Mein besonderer Dank gilt unseren Aktionären sowie den Ärzten, Patienten und ihren Angehörigen, die uns und unseren Medikamenten ihr Vertrauen schenken.

Wir gehen diesen Weg gemeinsam und freuen uns auf das, was vor uns liegt.

Ihr

Dr. Jean-Paul Kress
Vorstandsvorsitzender